Klettern mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung

Der Kletterkurs für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung verfolgt das Ziel, Kindern ab ca. 8 Jahren mit einer körperlichen und/ oder geistigen Behinderung das Klettern und Bouldern näher zu bringen und ihnen die Teilhabe am Klettersport und am Vereinsleben zu ermöglichen.

Den Kindern werden auf spielerische Art und Weise und mit Freude am Prozess die Grundlagen der Klettertechnik und das handwerkliche Können in Bezug auf das gegenseitige Sichern, Knotenkunde etc. vermittelt. 

Dieser Kurs fand im letzten Kursjahr von Oktober 2022 bis Juli 2023 einmal wöchentlich mit sechs Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 16 Jahren statt und wurde von zwei Trainern pro Trainingseinheit begleitet.

In den ersten Monaten fand das Training in der Vereins-Boulderhalle der IG Klettern, dem "Kletterthalia", statt. Dabei war das Ziel, mit verschiedenen Spielen zu Beginn mit Spaß in die Trainingseinheit zu starten und nach dem langen Schulalltag in Bewegung zu kommen. Mit Kletterspielen an der Boulderwand oder mit klassischen Bouldern und Technikübungen gingen danach weiter.

Das Spotten der Kinder und Jugendlichen ist in diesem Kurs besonders wichtig und unerlässlich. Gerade bei Kindern mit Beeinträchtigungen der Muskulatur oder des Nervensystems in Armen oder Beinen muss beim Spotten besondere Vorsicht gelten. Ein wichtiger Bestandteil des Trainings ist daher auch die Fallschule. Dies ist für die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen enorm wichtig. Einerseits lernen sie dabei, wie sie sich im Momemt des Sturzes verhalten müssen und andererseits stellen die Trainer mit den Übungen und sehr häufigen Wiederholungen sicher, dass sich während des Boulderns beim Stürzen niemand aufgrund von falschem Verhalten ernsthaft verletzt.

In den Wintermonaten wurden neben Boulder- und Techniktraining auch die Grundlagen für das Klettern am Seil gelegt. An Umlenkhaken wurden in der Boulderhalle Toprope-Stationen eingerichtet, wo die Kinder und Jugendlichen sich gesichert nach oben bewegen konnten. Sie bekamen hier ein erstes Gefühl für die Kletterbewegungen mit Seilsicherung, sie probierten sich in der Höhe aus und erlebten das Vertrauen in das Seil und in den Sicherungspartner. Das Seil-Handling (Knoten) und der Partnercheck wurden ebenfalls erlernt. 

Im Frühling und Sommer fand das Training am Kletterturm der IG Klettern am Thüringer Bahnhof statt. Am Turm wurde umgesetzt, was im Winter in der Boulderhalle erlernt worden war. Fast alle Kinder und Jugendlichen schafften es, im Toprope bis zu 15m hoch zu klettern!

Im neuen Kursjahr ab Herbst 2023 soll der Kurs nun von drei Trainern betreut werden, um eine bessere Betreuung gewährleisten zu können. Der Kurs wird ab sofort von acht statt sechs Kindern und Jugendlichen besucht, von denen mehrere körperliche Behinderungen haben und daher besonders aufmerksam gespottet oder gesichert werden müssen. Außerdem gibt es im Kurs Kinder mit geistigen/ emotionalen Einschränkungen oder Autismus-Spektrum, die zum Teil die Tendenz zum Weglaufen haben oder die im Normalfall (z.B. in der Schule) einen Einzelbetreuer an ihrer Seite haben. Gerade im Sommer beim Seilklettern ist es sehr wichtig, dass ein dritter Trainer die Kinder am Boden betreut, die gerade nicht klettern, während die anderen beiden Trainer mit dem Sichern beschäftigt sind, um die Aufsicht zu gewährleisten. Auch beim Bouldern können drei Trainer den besonderen Bedürfnissen der Kinder besser gerecht werden und damit steht die Sicherheit der Schützlinge im Fokus.

Die Ziele des neuen Kursjahres ab Herbst 2023 sind es, die Klettertechnik weiter zu vertiefen und zu verbessern und fortgeschrittene Techniken wie das Eindrehen zu lernen. Auch der Umgang mit verschiedenen Wandneigungen und Griffformen soll Kursinhalt sein. Es stehen die Freude an der Bewegung, der Spaß am Klettern und die spielerische Umsetzung der Inhalte im Vordergrund.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist das Erlernen der Sicherungstechnik. Am Ende des Kursjahres sollen die Kinder und Jugendlichen (unter ständiger Traineraufsicht) in der Lage sein, sich gegenseitig zu sichern. Auch die Fallschule bleibt wie bisher ein wichtiger Bestandteil jeder Trainingseinheit.

Der Kurs findet wieder einmal wöchentlich für 1,5 Stunden statt, in denen wir den Kindern und Jugendlichen die Schönheit des Klettersports zeigen möchten, gemeinsam mit ihnen körperliche und geistige Grenzen verschieben, Neues erleben und am Vereinsleben teilnehmen wollen. Wir freuen uns auf das neue Kursjahr!



Text und Bild: Gudrun Tolea